„SpindleView“-Spindeluntersuchung zur erweiterten Eizelldiagnostik
Das „SpindleView“ zur Spindeluntersuchung der Eizelle ist ein Spezialmikroskop, das mit polarisiertem Licht arbeitet. Mit diesem optischen System kann die Teilungsspindel der Eizelle untersucht werden. Diese Struktur ist mit einem „Motor“ vergleichbar, der für die richtige Verteilung der Chromosomen bei den Reifeteilungen der Eizelle verantwortlich ist.
Fehler bei der Reifeteilung sind der Hauptgrund für eine vermehrte oder verminderte Anzahl an Chromosomen im entstehenden Embryo. Dies stellt den häufigsten Faktor für eine ausbleibende Einnistung oder frühe Fehlgeburten dar.
Durch das „SpindleView“ können Abweichungen der Teilungsspindel, die auf eine fehlerhafte Eizellentwicklung hinweisen, aufgedeckt werden. Diese Untersuchung wird am Tag der Eizellentnahme durchgeführt. Bei der Auswahl der Vorkernstadien einen Tag später wird das Ergebnis der Spindelbeurteilung als zusätzliches Auswahlkriterium verwendet. Es zeigt an, welche befruchteten Eizellen (Vorkernstadien) die beste Entwicklungs- und Einnistungsfähigkeit besitzen.
Ein weiterer Nutzen besteht in der Möglichkeit, die Zellzyklusphase der Eizelle beurteilen zu können. Nur Eizellen, die die erste Reifeteilung abgeschlossen und die Hälfte ihrer Chromosomen im ersten Polkörperchen ausgestossen haben, können durch die ICSI-Behandlung korrekt befruchtet werden. Manche Eizellen befinden sich nach der Eizellentnahme noch in einem Zwischenstadium vor vollständigem Abschluss dieser Teilung. Eine zu frühe Injektion des Spermiums kann dann diesen Prozess stören und zu Fehlverteilungen von Chromosomen führen. Diese befruchteten Eizellen können dann nicht zu einer intakten Schwangerschaft führen. Die Spindeluntersuchung erlaubt die korrekte Beurteilung der Teilungsphase und damit die optimale zeitliche Abstimmung der Spermieninjektion (ICSI). Dies ist besonders wichtig, wenn nur wenige Eizellen für die Behandlung zur Verfügung stehen.
Die Eizellen werden für die Spindeluntersuchung von den Hüllzellen (Cumuluszellen) befreit. Die Beurteilung mit dem SpindleView erfolgt dann kurz vor der Durchführung der intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI), die in Kombination mit SpindleView unabdingbar ist.
Das es sich bei diesem Verfahren um eine mikroskopische Beurteilung der Eizellen handelt, wie sie auch sonst mit einem normalen Lichtmikroskop vorgenommen wird, ist nach derzeitigem Wissensstand nach mittlerweile zehnjähriger klinischer Anwendung mit keiner Schädigung der embryonalen Entwicklung zu rechnen.